Ich sage es immer wieder, fotografieren lernen ist nicht schwer! Dank der neuen Handykameras, haben die meisten Fotografieanfänger schon ein wirklich gut trainiertes Auge, allerdings ist der Sprung von Handyfotos zu Kamerafotos dann oftmals einer über den sich viele nicht trauen. Und ich kann es ein bisschen verstehen. So eine verhältnismäßig große Spiegelreflexkamera, mit teilweise eher sperrigen Objektiven, kann auf den ersten Blick schon mal einschüchternd wirken. Deshalb geht es im heutigen Beitrag als erstes mal darum das Ganze zu entzaubern, und die Frage zu beantworten: Was bedeuten eigentlich die ganzen Zahlen und Buchstaben auf meinem Objektiv. 🙂
Was bedeuten die Zahlen auf deinem Objektiv?
Als erstes die Grundlagen. Bei Objektiven unterscheidet man ganz grundsätzlich zwischen Zoomobjektiven und sogenannten Festbrennweiten.
Zoomobjektive kennst du bestimmt. Bei diesen Objektiven kannst du per drehen am sogenannten Zoomring den Bildausschnitt verändern. Sprich innerhalb eines gewissen Rahmens, einen größeren Bildausschnitt fotografieren. Oder du „zoomst rein“, wie man so schön sagt, und fotografierst einen kleineren Bildausschnitt. Du holst dein Motiv sozusagen näher an dich heran.
Mit einem Festbrennweiten Objektiv hingegen kannst du nicht zoomen. Das bedeutet, dein Objektiv gibt dir, je nachdem welches du gewählt hast, den Bildausschnitt immer fix vor. Das heißt, wenn du dein Motiv größer / näher fotografieren möchtest, musst du näher ran gehen. Hier sind sozusagen deine Füße dein Zoom. 😉
Als Einsteiger (zumindest mir ging es so) wird man jetzt denken, passt dann nehm ich einfach ein Zoom-Objektiv, spare mir den körperlichen Aufwand und bin für alle Eventualitäten gerüstet… aber ganz so ist es leider nicht. Zoom-Objektive sind toll, keine Frage. Besonders auf Reisen ist es einfach praktisch, wenn du statt 3 Objektiven mit unterschiedlichen Festbrennweiten nur eines mit herumschleppen musst. Was man allerdings wissen muss, ist das Zoom-Objektive nie so lichtstark wie Festbrennweiten sind. Dass bedeutet wenn du gerne sehr offenblendig, mit viel Bokeh und wenig Tiefenschärfe fotografierst, dann ist ein Festbrennweiten-Objektiv immer die bessere Wahl.
Aber jetzt erst mal zu den Zeichen auf dem Objektiv:
Als Beispiel siehst du hier ein Canon 24-70 Zoom-Objektiv. Wenn du auf der Suche nach einem hochwertigen Allrounder bist, kann ich dir dieses Objektiv nur wärmstens empfehlen.
Die wesentlichen Informationen stehen bei deinem Objektiv eigentlich immer ganz vorne bzw. oben, nahe der Linse. Hier findest du sozusagen den vollständigen „Namen“ deines Objektives. In diesem Fall:
Canon Zoom Lens EF 24-70mm 1:2.8 L USM say what?? 😀
- CANON
Die Marke des Objektives (Das war dir vermutlich klar, aber der Vollständigkeit halber,… you know?)
- ZOOM LENS
Es handelt sich hier um ein Zoom-Objektiv, und keine Festbrennweite - EF
„Electro Focus“, das bedeutet das es sich um ein vollelektrisches Canon Objektiv-Bajonett handelt… full disclosure: Das kannst du gleich wieder vergessen, ist im Grunde genommen irrelevant beim fotografieren. 😉 - 24-70MM
Diese Zahlen sind wesentlich bei deinem Ojektiv. Hier handelt es sich um die Brennweite. Einfach erklärt, bezeichnet die Brennweite die größe deines Bildausschnittes. Dh. je kleiner die Zahl desto größer ist dein Bildausschnitt (= „rausgezoomt“) und je größer die Zahl desto kleiner ist dein Bildausschnitt (= „reingezoomt“). Objektive mit einer kleinen Festbrennweite nennt man langläufig Weitwinkelobjektiv (gängig ist hier zum Beispiel ein 35mm Objektiv), und Objektive mit einer größeren Festbrennweite, zB. ab 50mm aufwärts nennt man Portrait-oder Teleobjektiv. Das hast du vielleicht schon mal gehört.In diesem Fall bedeutet 24-70mm dass es sich um ein Zoomobjektiv handelt und du zwischen Weitwinkelaufnahmen ab 24mm, bis hin zu Portraitaufnahmen, bis 70mm, alles mit diesem Objektiv fotografieren kannst. (Als Beispiel: Ein Festbrennweiten Objektiv würde zum Beispiel EF 85mm 1:1.8 heißen. Du hast also nur eine fixe Brennweite und keine Range)
- 1:2.8
Jetzt wird es spannend! Die zweite wesentliche Zahl neben der Brennweite auf deinem Objektiv ist diese hier. 2.8 bezeichnet die größtmögliche Blendenöffnung. Du kannst dich erinnern, dass ich dir in diesem Beitrag erklärt habe das du, wenn du ein Motiv besonders in den Vordergrund rücken und ein Bild mit viel Bokeh und Tiefenunschärfe machen möchtest, die Blende weit öffnen musst. Zum Beispiel auf f 1.4, f 1.8, f 2.0 etc. Bei Zoom-Objektiven liegt die maximale Blendenöffnung bei f 2.8! Das ist für mich wie oben schon erwähnt der einzige kleine Wehmutstropfen. Allerdings muss man zugeben, f 2.8 ist auch noch recht offenblendig. Also das passt schon. 😉
An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Hack für dich: Wenn dein Objektiv nicht sonderlich lichtstark ist, das bedeutet du die Blende nicht weit öffnen kannst, dann geh einfach näher an dein Motiv ran. Das hat einen ähnlichen Effekt. 😉 Besonders Kit-Lenses, das sind die Objektive die mit deiner Kamera mitgeliefert werden, sind oft gar nicht lichtstark. Hier sprechen wir von einer Blende von f 3.5-5.6… das kannst du eigentlich vergessen. Aber Kit Lenses und warum du sie eigentlich nicht kaufen solltest, sind ein anderes Thema.
- L
L bedeutet Luxury und beschreibt die High end-Kollektion der Canon Objektive. Diese sind für den professionellen Gebrauch gedacht, aber auch für ambitionierte Hobbyfotografen definitiv ein Thema. Preislich liegen sie etwas höher, aber gerade wenn du ein Zoomobjektiv möchtest, macht es Sinn hier zu investieren, um die Blende wie oben beschrieben entsprechend weit öffnen zu können. Dafür kannst du bei Festbrennweiten sehr günstige und trotzdem tolle Objektive bekommen.
- USM
“USM” steht für “Ultrasonic Motor” (Ultraschallmotor) und ja, dein Kameraobjektiv hat einen Motor! 😉 Das Objektiv regelt damit den Autofokus. Aber auch diese Info fällt mehr in die Kategorie „nice to know“ und ist eigentlich nur beim Kauf eines Objektives relevant
- AF / MF
Mit diesem Schalter kannst du zwischen Autofokus und manuellem Fokus umstellen
Das wars! Du siehst wenn man weiß was die einzelnen Zahlen und Zeichen bedeuten, ist es eigentlich gar nicht mehr so tragisch. Wenn du möchtest trag dich gerne für meinen Newsletter ein. In der September-Edition (am 1.9.) teile ich meine liebsten Kameraobjektive mit dir! 🙂